Heraus auf die Strasse am 14. Juni

Am 14. Juni steht er wieder vor der Tür – der feministische Streik- und Kampftag. Warum? Vor über 40 Jahren – 14. Juni 1981 – wurde der Gleichstellungsartikel per Urne eingeführt – und er blieb ein toter Buchstabe. Zehn Jahre später hatten Uhrenarbeiterinnen im Vallée de Joux die Nase voll und wollten sich gegen die noch immer ungleichen Löhne kämpferisch zur Wehr setzen. Diese Idee des proletarischen Frauenkampfs entwickelte eine solche Dynamik, dass sich am 14. Juni 1991 Hunderttausende an Streik- und Protestaktionen beteiligten und es mit rund einer halben Million Menschen zur grössten Massenmobilisierung nach dem Landesstreik von 1918 kam. 2019 wurde diese Tradition am 14. Juni wieder aufgenommen – weil der Kapitalismus eben immer noch im Kern patriarchal ist und weil sich für proletarische Frauen wenig geändert hat. Die Wut und Stärke der weiblichen und queeren Hälfte der Bevölkerung wird heute immer grösser – davon zeugt, dass der feministische Streik vor vier Jahren zur grössten Mobilisierung in der Schweizer Geschichte wurde.
Dieses Jahr nehmen wir diesen roten Faden wieder auf. Der feministische Streik hat mit der aktiven Beteiligung der Gewerkschaften wieder das Potential weit in den Alltag proletarischer Menschen hineinzuwirken und feministische Forderungen mit dem Kampf umbezahlte und unbezahlte Arbeit zu verbinden.

Der feministische Streik ist für uns als Kommunist_innen so wichtig, weil er wie der 8. März proletarische Wurzeln trägt und damit eben auch von proletarischen Forderungen und Interessen geprägt ist. Uns geht es nicht um die gläserne Decke, Frauenquoten im Management oder dergleichen – wenngleich am Rande in der Bewegung auch solche Forderungen zu hören sind -, sondern um ungleiche Frauenlöhne, um Stress bei der Arbeit, um Haus- und Familienarbeit, die proletarischen und migrantischen Frauen zugewiesen werden, um patriarchale Gewalt und Femizide und um Sexismus im Allgemeinen. Zum feministischen Streik muss der Arbeitskampf im Betrieb gehören. Aber seine gesellschaftliche Sprengkraft zieht er auch daraus, dass Frauenarbeit an der Betriebsgrenze nicht aufhört, sondern das ganze Leben betrifft. Frauenarbeit wird unsichtbar im Privaten geleistet, wo auch ein Streik unsichtbar bleibt. Aber in unserem kollektiven Widerstand entsteht eine revolutionäre Perspektive, die damit auch endgültig mit dem Sexismus, der in allen gesellschaftlichen Bereichen Frauen und queere Menschen unterdrückt und diskriminiert abrechnet.

Deshalb gehen wir dieses Jahr auch mit einer Veranstaltungsreihe der theoretischen und praktischen Frage nach feministischen Arbeitskämpfen aus verschiedenen Perspektiven nach.
Am 29. April laden wir zusammen mit dem Revolutionären Streikkollektiv eine Genossin der phillipinischen revolutionären Organisation GABRIELA EUROPE ein, um u.a. über die Organisierung von migrantischen Arbeiterinnen in Europa zu sprechen. Am 10. Mai werfen wir einen lokalen Blick zu betrieblichen und überbetrieblichen Basisgruppen in Zürich, die schon am feministischen Streik 2019 dabei waren. Und am 11. Juni (Basel) bzw. 12. Juni (Zürich) schliesslich diskutieren wir mit Ingrid Artus über die Wichtigkeit und Herausforderungen von Arbeitskämpfen in frauendominierten Berufen.