Der Revolutionäre Aufbau Schweiz ist nun seit elf Jahren aktiv. Immer wieder fragen uns interessierte Personen und Organisationen nach unseren Organisationsstrukturen, unserer Geschichte und unseren politischen Stossrichtungen.
(arch) Mit dem 5. Kongress schloss der Revolutionäre Aufbau Schweiz im vergangenen November eine seit rund einem Jahr geführte interne Strategiediskussion ab. Im Zentrum der Debatte stand die Reflektion unserer politisch-organisatorischen Praxis der vergangenen 11 Jahre und die Analyse der tiefen Krise des Kapitalismus und ihre Auswirkungen auf die Lage der proletarischen Klasse und den Klassenkampf. Daraus leiteten wir die theoretischen, politischen und organisatorischen Konsequenzen für unsere Politik ab. Bevor wir die wichtigsten Kongressbeschlüsse dokumentieren, ein kurzer Rückblick auf die Geschichte des Revolutionären Aufbaus Schweiz.
Für den Aufbau proletarischer Gegenmacht
Ohne revolutionären Aufbau kein revolutionärer Prozess. Unter diesem Titel stellten wir im Mai 1992 in der Subversion Nr. 15 den politischen Vorschlag des systematischen Aufbaus proletarischer Gegenmacht vor. Selbstredend bezogen wir dies nicht ausschliesslich auf den Aufbau der eigenen Organisation. Der in den 80er Jahren vorherrschenden Praxis von Grüppchen und losen Zusammenhängen wollten wir den Aufbau einer revolutionären Massenorganisation entgegensetzen. Im Revolutionären Aufbau Schweiz schlossen sich damals verschiedene, auf dem Boden des Klassenkampfs stehende Gruppen und Arbeitsgruppen politisch-organisatorisch zusammen. Damals formulierten wir als Zielsetzung: Entsprechend der Vielfältigkeit der Widersprüche und der Aufsplitterung der Klasse in der kapitalistischen Gesellschaft arbeiten diese Gruppen in den verschiedensten Bereichen (proletarische Jugend, Betriebskampf, Frauenkampf im Klassenkampf, Migration, Antifaschismus, proletarischer Internationalismus Subversion Nr. 17, Der Offensive der Bourgeoisie die revolutionäre Perspektive entgegensetzen, S. 4.. Bis heute hat der Revolutionäre Aufbau Schweiz in Zürich, Basel und Bern lokale Strukturen aufgebaut.
Der Klassenkampf und die proletarische Revolution standen von allem Anfang an im Zentrum unserer Politik. Eine intensive Diskussion vor dem dritten Kongress im Jahre 1998 ebnete den Weg für die Leitparole unsere Organisation: Für den Kommunismus. Für was kämpfen wir eigentlich? Diese Frage sollte von nun an immer den Kampf gegen die kapitalistische Misere begleiten und konkret entwickelt werden. Nicht abstrakt, vom Wunschdenken einiger KommunistInnen geprägt, sondern im Sinne Lenins ausgehend von der konkreten Analyse der konkreten Situation. Für eine revolutionäre Veränderung, für den Kommunismus zu kämpfen kann nur heissen, die bereits bestehenden Elemente der neuen Produktionsweise in der alten zu erkennen und sichtbar zu machen. Also eine Produktion, die längst nicht mehr von Individuen bewältigt wird, sondern eben vergesellschaftet, ja global vergesellschaftet abläuft. Zitiert aus dem Protokoll des 5. Kongresses des RAS
Stagnation und fehlende Debatte, die Todfeinde des Fortschritts
Eine innere Stagnation, zu wenig vertiefte interne Diskussionen und die ungenügende Bilanz unserer bisherigen Erfahrungen machten anfangs 2002 erneut eine Strategiedebatte in der Organisation nötig. Diese schwierige Situation entstand durchaus nicht zufällig. Der Revolutionäre Aufbau Schweiz bewegte sich in all den Jahren in einer Situation, geprägt durch den Zerfall der politischen Strukturen der revolutionären Linken und dem Fehlen einer Massenbewegung, wie wir sie in den 70er und 80er Jahren gekannt haben. Die konkreten Impulse aus dem Klassenkampf, das Lebenselixier einer revolutionären Organisation, waren dünn gesät. Entsprechend schwierig damit auch ein dialektisches Verhältnis zwischen spontaner Bewegung und organisiertem Klassenkampf zu entwickeln. Nebst subjektiven Fehlern also nicht wenige objektive Gründe für eine gewisse Stagnation der Organisation.
Trotzdem, wir haben uns in diesen schwierigen Jahren als Organisation konstituiert und einiges an politischer Substanz akkumuliert. Wir haben uns in drei Städten etablieren können, verfügen über eine einen Buchvertrieb, politische Zentren, eine Zeitung, eine Website, die Rote Welle und vielfältige Agitprop.
Krise und Krieg bewegen die proletarischen Massen
Die Einschätzung über die aktuelle Lage des Kapitalismus, die Klassenbewegungen und die Frage, wie wir unsere Errungenschaften nutzen können, bestimmten unsere Strategiedebatte. Die Fragestellung könnte kaum aktueller sein in einer Zeit, in der der Protest gegen den imperialistischen Krieg die Massen wieder auf die Strasse bringt. Krieg gegen Aussen, Angriff auf die Klasse gegen Innen, dies ist die allgemeine Situation. Das ist in Kurzform die objektive Situation, der Rahmen, in dem sich unsere Politik bewegt. a.a.O.
Ausgehend von diesen Überlegungen setzten wir am 5. Kongress die politische Reproduktion ins Zentrum unserer Politik. Dies bedeutet u.a.
Kompetenz gegen Aussen, konkret in einer fundierten Kritik des Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium und daraus abgeleitet die Perspektive für den Kommunismus. Verbunden mit einer entsprechenden Praxis ist dies die Voraussetzung für die Gewinnung neuer Mitglieder
Bündelung der Kräfte und Zentralisierung der Organisation und, von entscheidender Bedeutung: Prioritäten müssen gesetzt werden.
Die konkrete Umsetzung der Kongressbeschlüsse
Um die am Kongress verabschiedeten und in einem Jahresplan detailliert ausgeführten Schwerpunkte unserer Politik einheitlich umzusetzen, beschlossen wir folgende organisatorischen Massnahmen.
Überregionale Strukturen, Arbeitskreise, die unsere Politik in der ArbeiterInnenbewegung und in der politischen Widerstandsbewegung koordinieren und weiterentwickeln. Die erarbeiteten Vorschläge werden danach in den einzelnen Regionen und Sektoren den konkreten Verhältnissen entsprechend umgesetzt.
Die Organisierung von neuen GenossInnen in den Arbeitsgruppen (AGs) soll einfacher werden. Schliesslich wird niemand als KommunistIn geboren und ein Entwicklungsprozess in einer Organisation soll so ermöglicht werden.
Um den Schritt von der Vereinigung verschiedener Gruppen in den Anfängen hin zur Organisation auch in der Namensgebung sichtbar zu machen, werden die Namen der regionalen Strukturen und der lokalen Gruppen vereinheitlicht.
Mit einem Sekretariat sollen bisherige Unzulänglichkeiten in den administrativen Organisationsarbeiten behoben werden.